Meine Deutschgedichte


An Egon

Man tötet die Intelligenz,
Man kämpft die Wahrheit nieder.
Ertrag es tapfer, Egon Krenz,
Und kehrt die Freiheit wieder!

Der letzte DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz ist nach knapp vier Jahren Haft wieder ein freier Mann.
Die Zeit

Monate nach der Bekannschaft zum selben Tag 
Kaufte er im Laden drei frische Nelken,
Horchte an seinem lässigen Herzensschlag,
Bracht` sie nach Hause mit, und liess sie welken.

Liebesgeschichte war es natürlich nicht.
Sie war verheiratet, hatte gewisse Gründe
Ihm sich nicht zu öffnen. Und er verspricht
Nichts daraus zu machen für diese Stunde. 


Der Kamerad
(Nach Wolkowez)

Sein Leben lang im Norden fährt,
Und hält ja nichts für wichtig.
Wovon lebt er? Wonach strebt er?
Die Kennerschaft ist nichtig.
Hat keine Gier nach grossem Geld.
Hat keine Frau. Kein Haus.
Der Tag – im Gang. Die Nacht – im Zelt
Und kommt ganz eisern draus.
Was für `ne Sünde hat zur Last,
Was brennt ihm auf der Seele?
Nur Wodka schluckt er ohne Rast,
Und lädt sein bitt`res Lied zu Gast,
Und weint, als ob es quäle.  


*   *   *
Am Sonntag im September
Bei sonnigem Surgut
In meinem Birkentempel
Hol dich die Atemflut… 
Verläuft der Sommerschimmer,
Der Regen – schier zerstreut.
Ach, wäre es für immer,
Für immer, lieber Freund!

Ein rauchendes Mädchen,
Daß mir entgegenkommt,
Entzog sein Zigarettchen
Im tüchtigen Expromt.
Vorbei sind Aschentrümmer
Und freundlich all Geläut.
Ach, wäre es für immer,
Für immer, lieber Freund!

Guck her, die Herbstpupille
Bequemer, wie alsdann…
So träumen, mein` ich, viele,
Und ich – ein alter Mann.
Ich fühle mich nicht schlimmer,
Sei`s morgen so, wie heut`. 
Und wäre es für immer,
Für immer, lieber Freund! 


*   *   *

Ich glaub` an kein`n Tod, kein`n Traum,
Kein Wesen, dass zu still bleibt. 
Ich liebe den Wörterschaum –
Das Beste, was man nur treibt.
Und ganze Dolmetschermeute 
Bedeutet mir manchmal nichts. 
Die Wörter heisst meistens – Leute, 
Und Leute – heisst Wärme, Licht
Will niemand des Rechts beraub`n, 
Dass ewig fuer Kinder bleibt. 
Ich liebe den Wörterschaum –
Das Beste, was man nur treibt. 


Khanty-fischers Nachtgesang

Hohe  Sternchen  weiß  und  rot  
Im  Nachtgürtel  schnellen.  
Leichtes  Mondesoblaß-Boot  
Schwenkt  in  Wolkenwellen.  

Und  das  Bild  im  Wasserschrot  
Teilt  sich  überschlagend.  
Ich  bin  es  im Oblaß-Boot  
Nach  dem  Glücke  jagend.

* Oblaß-Boot – Das aus einem Stück Holz geschnittenes Boot


*   *   *

Wenn ein Gott existiert, was wir täglich dem Glauben gönnen,
Wie verlor er nun Russland, und diesem Verlust leicht entronnen?

Ist von unseren Tränen denn nicht Schwarzer Meer gesalzen?
Die Barmherzigkeit fehlt ihm wie früher bei himmlischem Walzen.

Er ist alledem Grund, er ist Grund unser Nöte und Sorgen. 
Hat uns Teufel geworfen, und selber im Weltall geborgen.

Sitzt galaxisumkränzt und geniesst seine Wohltat entflommen
Das vollkommene Idol, wenn er irgendwo noch vollkommen.


*   *   *

(Nach Sotschihin)
Meine Mutter hat lebelang Boden geräumt,
Und bequemte die Wohnecke an.
Es waren die Götter damals gescheit,
Und hatten ihr leid getan.

Es floss die Barmherzigkeit, wie ein Fliess:
– Sie soll nach woanders zieh`n! 
Jetzt lebt sie genau im Paradies.
…Und räumt die Boden darin.

*   *   *

(Nach A. Tolstoj)
Trüber Herbst hat angeschollen.
Welken die Narzissen.
Und mein Freund aus der Pistole
Will sich selbst erschiessen.

Lieber Freund! Du, meine Kleine!
Schlag Dein Fieber nieder.
Und auf Ehrenwort. Ich meine, 
Kommt der Sommer wieder!


Die Entwicklung der Poesie

Ich war mal jung. Und grün, und gross.
Und sang um Reimes willen bloss.

Nun bin ich weiss, und trage Brillen.
Doch schreibe nur um Gottes willen!


*   *   *

Es schneit. Und das Wetter ist wunderschön.
Ich meine, weil Gott es segnet.
Die flüchtigen Träume sind mir entfloh`n,
Beruhigend und geleugnet.

Und du, meine Liebe, stehst immer nah
Im städtischen Abendschimmer.
Erinner` dich an, was mit uns geschah.
Es kehrt sich wahrscheinlich nimmer.


*   *   *

Ich bin so verliebt, daß beinahe verloren.
Von Glück bin ich tot, und von neuem geboren.
Und Du, meine Kleine? Hast Du mich so lieb? 

Ich bin so verliebt, daß von Freunden gespottet:
— Die Nacht übernachtet, und Gott übergottet! —
Und Du, meine Süße? Hast Du mich so lieb? 

Ich bin so verliebt, daß verschämt und vernichtet.
Von meinem Gewissen sofort hingerichtet.
Und Du, meine Liebe? Hast Du mich so lieb?


*   *   *

Ich liebe Dich,	
Ich träume nur	
Von Deinem Gesicht.                
Vergissmeinnicht!               
Gewohntem Gruss	
Eile ich nach.
Zu einem Glück?
Zu einer Qual? 
Mir ist egal.



*   *   *

Der glatte Weg
Nimmt Träume weg!

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В марте 2012 года стихи на немецком языке опубликованы в газете "Orenburger Allgemeine" № 45 (pdf) на четвёртой странице.

В марте 2012 года продолжение стихотворений на немецком языке опубликованы в газете "Orenburger Allgemeine" № 46 (pdf) на четвёртой странице.




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